Erasmus +

Bereits seit Beginn des Schuljahres 2019/2020 ist unsere Schule – zumindest auf dem Papier – Erasmus+ Schule. Wenngleich im vergagenen Schuljahr aufgrund unglücklicher Umstände wenig in diesem Bereich „passiert“ ist und auch im aktuellen Schuljahr bedingt durch die Coronapandemie nicht alles so umgesetzt werden kann, wie es ursprünglich geplant war, hofft das Gymnasium Nordenham mit dem Projekt „Tourism ans sustainability in European coastal areas“ einen Grundstein für die internationalere Ausrichtung und europäische Öffnung der Schule zu legen.

Über Erasmus+

Erasmus+ ist wie auch Erasmus eine Initiative der Europäischen Union für Bildung, Jugend und Sport, die zunächst über einen Zeitraum von sieben Jahren, von 2014 bis 2020, existierte (ein Nachfolgeprogramm für die Jahre 2021-2027 existiert bereits) und im Bereich Schule vor allem die strategischen Schulpartnerschaften fördert (ehemals Comenius-Projekte). Es handelt sich dabei um Kooperationsprojekte zwischen Schulen verschiedener Länder, bei denen jeweils zwei bis sechs Schulen an einem gemeinsamen Projekt zu einem selbstgewählten Thema arbeiten. Durch die gemeinsame Projektarbeit über die Ländergrenzen hinaus soll insbesondere die Zusammenarbeit von Schulen aller Schulstufen und Schulformen innerhalb der Europäischen Union gefördert und die Mobilität von Schülern und Lehrern bei Kurzzeitaustauschen erhöht werden. Das heißt, die Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Ländern läuft nicht nur über spezielle Online-Plattformen ab, sondern es stehen vor allem auch direkte Begegnungen im jeweiligen Partnerland im Fokus. Besonders erfreulich für die Schüler- und Elternschaft ist dabei, dass sämtliche für die Projektarbeit anfallende Kosten – samt Fahrt- und Flugkosten – von der EU übernommen werden. Den teilnehmenden Schülern und ihren Eltern entstehen also keinerlei Kosten. Die EU erhofft sich durch diese Art der strategischen Schulpartnerschaften, die europäische Dimension zu stärken und Schüler wie auch Lehrer zu grenzübergreifender Zusammenarbeit anzuregen. Die teilnehmenden Schüler können dadurch nicht nur ihren Horizont erweitern oder ihre Kompetenzen in verschiedenen Bereichen stärken, sondern vor allem auch ihre bereits erworbenen Englischkenntnisse ausbauen und anwenden – denn die Projektsprache bei Erasmus+ ist in der Regel Englisch. Die Projekte können dabei eine ganze Reihe von Aspekten thematisieren, die für die europäische Schulbildung wichtig sind, wie z.B. demokratische Bildung, interkulturelle Kompetenzen, Umweltbewusstsein, soziale Integration oder Toleranz.

Erster Projekt-Versuch im Schuljahr 2019/2020

Bereits im Frühjahr 2018 liefen die ersten Planungen unserer Schule, das Gymnasium Nordenham zum Teil eines solchen Erasmus+ Projektes werden zu lassen. Als Partnerschule wollte unsere Schule mit dem Projekt „Effective communication – the way to tolerance“ erste Erfahrungen im Bereich der strategischen Schulpartnerschaften sammeln. Jeweils 15 Schülerinnen und Schüler aus sechs verschiedenen Ländern (Rumänien, Tschechien, Schweden, Italien, Griechenland, Deutschland) wollten sich intensiv mit dem Oberthema „Toleranz“ auseinandersetzen und erarbeiten, wie Kommunikation zu einem toleranteren Umgang miteinander beitragen kann. Leider kam das Projekt nach nur zwei Monaten Projektlaufzeit zum Erliegen, da die rumänische Schule, welche gleichsam die koordinierende und antragstellende Schule war, aus schulinternen Gründen aus dem Projekt aussteigen musste. Eine Fortführung des Projekts ohne die koordinierende Schule war es aus rechtlichen Gründen – sehr zum Bedauern der fünf Partnerschulen – leider nicht möglich.

Neues Projekt im Schuljahr 2020/2021

Um einem erneuten Scheitern durch den Ausstieg der koordinerenden Schule entgegenzuwirken, stellte das Gymnasium Nordenham im Frühjahr 2020 selbst einen Antrag auf ein Erasmus+ Projekt mit welcher kurz vor Beginn des Schuljahres 2020/2021 auch von der Nationalen Agentur genehmigt wurde und unserer Schule somit eine „zweite Chance“ auf das Sammeln wertvoller Erfahrungen im Bereich der internationalen Projektarbeit bietet.
Gemeinsam mit fünf anderen europäischen Schulen in Griechenland (Kreta), Italien (Sizilien), Kroatien (Brac), Spanien (Mallorca) und Portugal (Madeira) möchte sich die Projektgruppe „Erasmus“ des Gymnasium Nordenham in den nächsten zwei Schuljahren intensiv mit dem Thema „Tourism and sustainability in European coastal areas“ („Tourismus und Nachhaltigkeit in europäischen Küstenregionen“) auseinandersetzen. Aktionen wie beispielsweise „Fridays for future“ zeigen deutlich die große Bedeutung eines solchen Themas. Wie sieht das Tourismusverhalten der Europäer aus? Welche Folgen hat der „klassische“ Massentourismus für die Umwelt und das Leben der Bevölkerung der jeweiligen Region? Wie kann Tourismus langfristig umgestaltet werden, um weniger Schaden anzurichten? Gerade der aktuelle Zeitpunkt und die Coronakrise könnten den Menschen die Möglichkeit geben, ihr Tourismusverhalten nachhaltig zu ändern.

Und genau hier setzt auch die Projektarbeit der Zehnt- und Elftklässler der Erasmus-AG an. Über eine Laufzeit von etwa zwei Schuljahren (eine Verlängerung ist aufgrund der aktuellen Coronapandemie und der damit einhergehenden Reisebeschränkungen wahrscheinlich) werden die am Projekt teilnehmenden Schüler aller sechs Partnerländer das Tourismusverhalten der Europäer untersuchen, Licht- und Schattenseiten des Tourismus in seiner aktuellen Form darstellen und Möglichkeiten suchen, wie der Tourismus in den untersuchten Regionen nachhaltiger gestaltet werden kann, ohne dabei an Attraktivität zu verlieren. Geplant ist eine Mischung aus Onlinearbeit mit den Partnerschulen sowie Projekttreffen „vor Ort“. Dabei soll bei jedem Treffen der Schwerpunkt auf einen anderen Themenbereich gelegt werden (z.B. Tourismus und Politik, Auswirkungen des Massentourismus auf Natur und Umwelt, Kreuzfahrttourismus, …). Gearbeitet werden soll nicht nur mit den Partnerschulen, sondern auch mit diversen außerschulischen Institutionen wie Lokalpolitikern, Hotelmanagern und anderen unmittelbar vom Tourismus betroffenen Personengruppen.

Die theoretischen Grundlagen werden in den teilnehmenden Schulen in Form einer AG gelegt. Zumindest bis zum Frühjahr 2021 wird die Projektarbeit coronabedingt leider zunächst nur online laufen können – die Schüler der unterschiedlichen Länder werden hier vorrangig über die Onlineplattform „eTwinning“ zusammenarbeiten, Präsentationen über die Bedeutung des Tourismus in ihrer Region halten, ein Projektlogo entwerfen und gemeinsam Fragebögen für Umfragen und Interviews entwickeln, die später „vor Ort“ eingesetzt werden sollen.

Am Gymnasium Nordenham muss die Projektgruppe Erasmus+ – ebenfalls coronabedingt – vorerst zweigeteilt werden und parallel zueinander in zwei Gruppen arbeiten. Bislang gehören sieben Elft- und acht Zehntklässler zur Projektgruppe, welche von Frau Wiedenhöfer und Frau Pargmann geleitet wird.

Agnes Vokshi, Alexa Liedtke, Svenja Wiedenhoeft, Julian Wichmann, Hannah Stöver und Eske Seyfarth (von links) aus Jahrgang 11 werden sich – gemeinsam mit Schülergruppen aus dem europäischen Ausland – in den kommenden zwei Jahren intensiv mit dem Thema „Tourismus und Nachhaltigkeit“ auseinandersetzen. Es fehlt Anna Steffens.

Vervollständigt wird die Erasmus+ Gruppe unserer Schule durch Emma Bartels, Jelke Freese, Sarah Trütgen, Mayra Willms, Emily Nungesser (hinten, von links) sowie Leonie Wieting, Mathea Eich und Emily Gonscharuk (vorne, von links) aus Jahrgang 10. Die acht Mädchen gehörten bereits im Vorjahr zum Erasmus-Team und freuen sich, nun endlich – wenngleich zunächst nur online – mit Erasmus+ starten zu können.

Wie läuft ein Erasmus+ Projekt ab?

Über den gesamten Projektzeitraum (von mindestens zwei Schuljahren) hinweg, treffen sich die teilnehmenden Schüler eines jeden Landes nach Absprache mit ihren betreuenden Lehrern in Rahmen einer AG zur Projektarbeit. In diesen Stunden wird arbeitsteilig an bestimmten Themen, die vorwiegend der Vor- und Nachbereitung der Projekttreffen dienen, gearbeitet. Aufgrund der unterschiedlichen Unterrichtszeiten in jedem Partnerland finden in den späten Nachmittags- oder Abendstunden außerdem regelmäßig Chats oder Videokonferenzen mit den Partnerschulen statt. Über den Projektzeitraum verteilt sind außerdem sechs achttägige Projekttreffen „vor Ort“ (eines in jedem Partnerland) geplant. In der Regel nehmen die Schüler abwechselnd an diesen Treffen teil. Pro Projekttreffen sind dies zumeist vier Schüler aus jedem Land, sodass in einer internationalen Gruppe in Klassenstärke gearbeitet werden kann. Für die Schüler stellt diese Zusammenarbeit in einem internationalen Team eine ganz besondere Gelegenheit dar, wertvolle Erfahrungen zu sammeln und ihre interkulturellen Kompetenzen auszubauen. Während der Projekttreffen „vor Ort“ wohnen die Schüler in Gastfamilien. Neben der thematischen Arbeit erhalten sie auf diese Art und Weise auch einen Einblick in die Lebensweise und den Alltag der Menschen im jeweiligen Land. Die Kommunikation erfolgt sowohl in den Familien als auch im Projektteam zumeist auf Englisch, sodass die in der Schule erworbenen Fremdsprachenkenntnisse – wenngleich nicht mit Muttersprachlern – in realen Kommunikationssituationen erprobt werden können.